Warum spielen Leute online?
Online zu spielen ist in den letzten zwei Jahrzehnten immer populärer geworden. Eine kürzlich in Deutschland durchgfeführte Studie hat gezeigt, dass ungefähr 50% der Bevölkerung online spielen und die tägliche Nutzerrate weltweit lag 2013 bei 144,9 Millionen Spielern. In demselben Jahr gab die Firma Riot Games, Produzent von LoL (League of Legends) die Anzahl ihrer täglich aktiven Spieler mit 12 Millionen an.
Ein Verschiebung von den traditionellen Brett- und Kartenspielen hin zu den neuen Digitalgeräten hat zweifelsohne stattgefunden, auch wenn in vielen Fällen diese “alten” Spiele in einer neuen, digitalisierten Form weiter Verwendung finden. Ihre Verfügbarkeit (je nach Spiel) nicht nur am PC, sondern auch auf Tablets, Playstations, Cubes, Mobiltelefonen, etc. hat ihre Anziehungskraft enorm gesteigert. Die Tatsache, dass man sich nicht mehr persönlich treffen muss um miteinander zu spielen, sondern das auch tun kann wenn man (weit) voneinander entfernt lebt, macht diese Art des Zeitbvertreibs vor allem für Menschen, die häufig den Wohnort wechseln, die sehr beschäftigt oder nur eingeschränkt mobil sind, etc. noch interessanter. Der einfache Zugang speziell zu kostenfreien Spielen, aber auch die Tatsache, dass kostenpflichtige Spiele über das Internet erworben und bezahlt werden können, erhöht ihre Attraktivität zusätzlich. Anonymität kann ebenfalls eine Rolle spielen, insbesondere bei sehr introvertierten Menschen, Personen mit geringer Selbstachtung oder einem hohen Grad an Unsicherheit. Für viele Spieler handelt es sich nicht nur um eine nette Möglichkeit mit Freunden in Kontakt zu bleiben, die in größerer Entfernung leben, sondern auch um ein Mittel, neue Leute kennenzulernen, die dasselbe Interesse teilen. Das kann ein Vorteil sein, aber auch nachteilige Auswirkungen haben, die in anderen Kapiteln beleuchtet werden (Sexting, Cyberbullying,...).
Es ist daher notwendig, dieses Phänomen als neuen Weg zu spielen und zu interagieren zu begreifen, der sich auch weiter fortsetzen wird, auch wenn bereits beachtliche Veränderungen und Entwicklungen stattgefunden haben in der relativ kurzen Zeit seit Beginn seines Aufkommens. Für Eltern ist es wichtig, zu versuchen, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten, indem sie mit ihren Kindern darüber sprechen, welche Spiele sie gerade spielen, mit wem und warum. Auf der Grundlage dieser Informationen sollten Eltern sich dann über Erweiterungen, neue Fassungen und neue Spiele im Internet oder entsprechende vertrauenswürdige Quellen in ihrem Land erkundigen. Häufig stellen Ministerien, die für Familie zuständig sind, aber auch andere staatliche Institutionen, Listen mit empfehlenswerten Spielen versehen mit entsprechenden Altersangaben zur Verfügung.
Einige der erwähnten Spiele haben den Status internationaler Wettkämpfe erreicht, wie zum Beispiel die Weltmeisterschaft von League of Legends, die im Oktober 2015 in Berlin stattgefunden hat. Sie werden als e-sport bezeichnet und diese Veranstaltungen finden in riesigen Fußballstadien mit einem Fußballmatches vergleichbaren Publikusandrang statt.
Aber es ist auch eine wichtige Aufgabe der Eltern, auch andere Formen sozialen Austausches bei Kindern und Jugendlichen zu fördern wie die Mitgliedschaft in Sportklubs, das Musizieren mit anderen, Freunde persönlich zu treffen zum Plaudern und Spielen, gemeinsam zu grillen, Freunde zum Übernachten einzuladen, gemeinsam ins Kino oder ins Theater zu gehen, Konzerte, Festivals oder Tanzkurse zu besuchen, etc.
Risiken und Chancen von Online-Spielen
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, hat jede Medaille zwei Seiten und es gibt keine Vorteile ohne Risiken.
Die Möglichkeit neue Leute kennenzulernen und sich mit ihnen anzufreunden, geht Hand in Hand mit dem Risiko, ein Opfer von Menschen mit unlauteren Absichten zu werden, die versuchen aus anderen Gründen als nur zum Online-spielen mit jungen Menschen in Kontakt zu treten. Dieses Risiko ist zweifellos höher in den sozialen Netzwerken wie Facebook beispielsweise, aber die sogenannten “Chatrooms” sind offen für alle Spieler und können daher auch zur ersten Anbahnung einer Beziehung genutzt werden, die sich hinterher auf andere Kanäle wie private Nachrichten, SMS, Telefonanrufe, etc. verlegen kann. Es ist daher unbedingt erforderlich, Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass diese Gefahr real exisitiert und sie zur Vorsicht in diesen Belangen zu bewegen. Zu nützlichen Maßnahmen in dieser Beziehung zählen die Einrichtung eines E-mail Kontos nur für Spielzwecke, keine Weitergabe von persönlichen Daten (Wohnadresse, Schule, wann sie wohin auf Urlaub fahren,...), kein größeres Vertrauen in Personen, die man noch nie gesehen hat, haben als in die eigene Familie oder “reale” Freunde, kein Versenden von Bildern oder Videos an Fremde oder Mitteilungen über persönliche Probleme (mit Eltern, Lehrern oder Freunden). Diese sollten gemeinsam besprochen und beschlossen werden, um eine erhöhte Sicherheit zu gewährleisten. Die Teilnahme an “Chats” kann dabei mit der Anwesenheit bei einer Großveranstaltung (Fußballmatch, Eishockey oder ähnlich) gleichgesetzt werden, wo man ja auch die Freude und Begeisterung über das Spiel, gute Spieleraktionen oder den Frust über zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen etc. mit anderen Zuschauern teilen würde ohne gleich seinen Namen, Adresse, Telefonnummer oder andere Details bekanntzugeben.
Wie auch andere Spiele, so haben auch Onlinespiele unterschiedliche Ausprägungen und Ziele und können daher verschiedene Zwecke erfüllen. Um die speziellen Zielsetzungen jenes Spieles herauszufinden, an dem Ihr Kind gerade interessiert ist, sollten Sie mit ihm darüber sprechen. Lassen Sie sich erklären, worum es dabei geht und warum es als so faszinierend empfunden wird. In den meisten Fällen werden Kinder stolz sein, Ihnen etwas zu zeigen, worüber sie mehr wissen als Sie, aber das wird Ihnen die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen, über die sie noch nicht nachgedacht haben und gemeinsam mit Ihnen eine Art Entdeckungsreise durch ihr Spiel zu machen. Das wird dem Kind das Gefühl geben, ernst genommen zu werden und Respekt zu erfahren für sein Wissen und seine Fertigkeiten, auch wenn Sie seine Begeisterung und seinen Enthusiasmus nicht teilen. Mit der Zeit wird es Ihnen gelingen, Ihre Vorbehalte und Sorgen anzubringen und mögliche Wege zur Gefahrenvermeidung und Risikominimierung zu diskutieren.
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